Laufen, genießen und Grenzen überwinden - Marathon Hannover 2025

Es begann schleichend und entwickelte sich zu einem grassierenden Virus. Angesteckt von der Euphorie unserer Trainerin, die bereits 2024 zweimal die ganze Marathondistanz lief, erfasste auch uns das Fieber. Noch im letzten Jahr hingen viele Mitglieder der Leichtathletikabteilung am Fernseher oder der Tracking-App auf ihrem Handy. Gebannt verfolgten wir Danis Lauf beim Marathon in Hannover und später in Berlin. Dieses Jahr sollte alles anders werden. Zuerst wurde hin und her überlegt, schon wenig später formierte sich mit Jasmin Behrens, Anne Seibt, Nadine Engel, Dina Füllkrug, Bianca Schindler sowie Kerstin Lüddecke die diesjährige Marathon-Staffel. Oliver Seibt, der einzige Mann, musste jedoch (aus-) weichen. Das nahm Trainerin Daniela Stemmer-Hamerlinski selbst in die Hand und ergatterte sich ihren Laufpartner für den Marathon Hannover 2025. Sophie Funke und Jan Leistner, beide wollten die halbe Distanz laufen, komplettierten die Marathonies des SV Anker 06 Gadenstedt. Die Vorbereitungen konnten starten. Und wer ein solches Training schon mal absolviert hat, der weiß, dass dies nicht in wenigen Tagen erledigt ist. So fiel für uns bereits nach der Anmeldung, im November 2024, der Startschuss.

16 Wochen sollten dafür mindestens eingeplant werden. Neben drei Laufeinheiten pro Woche sollten auch immer wieder Kraft- und Stabi-Einheiten eingebaut werden. 

Die Laufeinheiten unterscheiden sich immer zwischen Tempo/Intervallläufen, Dauerlauf und langsamen Langläufen. 

Im Laufe der gesamten Trainingszeit haben wir das Pensum allmählich immer weiter angezogen, wobei es in regelmäßigen Abständen jeweils eine Entspannungswoche gab, in der die Einheiten etwas runtergeschraubt wurden. Im Training wird nie die gesamte Wettkampfstrecke an einem Stück gelaufen. Danis und Ollis Langläufe kamen der Gesamtstrecke von über 42,195 km jedoch schon ziemlich nahe. 

In den letzten beiden Wochen haben wir unser Pensum erneut gedrosselt, um am 6. April 2025 gut erholt, am Start in Hannover stehen zu können. Wie immer galt, Training ist wichtig, aber die Erholung ist noch wichtiger.

Zusätzlich ging es für Dani und Olli am 16. Februar 2025 zum Formtest auf dem ADAC-Gelände in Hannover. Beide liefen über die 10km-Distanz gute Zeiten und konnten zudem noch die zur Verfügung gestellten Laufschuhe eines Sponsors Probe laufen. Zufrieden und positiv gestimmt konnte das Training für die nächsten Wochen in Angriff genommen werden.

Unterstützt wurden beide von den übrigen Marathonies. Immer wieder samstags ging es rund um Gadenstedt auf den bewährten 10km-Rundkurs, zuletzt sogar bereits ab 6.00 Uhr morgens.

Aber auch Rückschläge, krankheitsbedingte Einbrüche sowie Verletzungen gehören dazu. Das kann einen mitunter um Wochen zurückwerfen. So hatten auch unsere beiden Marathonläufer, Dani und Olli, sowie Sophie, welche auf der Distanz für den Halbmarathon starten wollte, mit Erkältung, Knieproblemen und weiteren Beeinträchtigungen zu kämpfen. Noch eine Woche vor dem Start war nicht sicher, ob alle Gemeldeten in Hannover an der Startlinie stehen können und auch dürfen. Noch einmal hieß es Daumen drücken und fest an sich und seine Möglichkeiten glauben. 

Am Abend vor dem Marathon hatten Dani und Kai, unser Mann für alle Fälle, zur Pasta-Party geladen. Das Pendant in Hannover findet traditionell in der Rathauskantine statt. Aber auch in Gadenstedt wurde die letzte große Portion Kohlenhydrate von den Teilnehmern genossen. Gemeinsam stimmten wir uns auf den kommenden Marathon-Tag und unseren Lauf ein. Die Trainerin behielt die Uhr im Auge und schickte uns pünktlich ins Bett.

Schließlich machten sich sieben Athletinnen und ein Athlet am 6. April 2025 um 7.00 Uhr in eigens für diesen Tag entworfenen T-Shirts auf in Richtung Abenteuer nach Hannover. Nach all der Vorbereitung hieß es nun die Vorfreude auskosten und endlich laufen, laufen, laufen! Aber vor allem wollten wir die Atmosphäre genießen, das Event erleben und für all die Mühen belohnt werden. 

Der Startschuss für den Marathon fiel um 10.00 Uhr. Das Teilnehmerfeld wurde in drei Wellen auf den Weg geschickt. Dani und Olli starteten ein paar Minuten vor Jasmin, die als Erste der Staffel auf die Strecke ging. Sie holte die beiden kurze Zeit später ein, bevor es zum ersten Wechsel in der Wechselzone auf der Hildesheimer Straße kam. Es folgten fünf weitere Wechselzonen mit den dazugehörigen Übergaben des Staffelstabs. Aber für Dani und Olli blieb alles beim Alten, weiterlaufen und weiterkämpfen. Beide wurden von den Staffelmitgliedern auf der gesamten Strecke begleitet. An den Verpflegungspunkten unterwegs wurden alle Teilnehmer gut versorgt. Neben Wasser und Dextro konnte man sich mit Bananen oder Fruchtriegel stärken und Reserven für die kommenden Kilometer aktivieren. Mit zunehmend zurückgelegter Strecke wurden die Beine müder, jeder Schritt schwerer und der Blick nach vorne immer bedeutsamer. Um die Motivation aller Teilnehmer aufrechtzuerhalten, ließen sich Veranstalter und Zuschauer so einiges einfallen. Damit wurde der Marathon zum Event für alle. Dieses Erlebnis vergisst man so schnell nicht mehr. 

Als Erstling durfte Olli, wie alle übrigen Erstteilnehmer, den Buzzer kurz vor der Ziellinie drücken. Das ließ er sich nicht nehmen und spurtete, angefeuert durch Dani, auf den letzten Metern dem Ziel entgegen.

Die letzte Staffelteilnehmerin war bereits in der Zielzone angekommen und so reihte sich der Rest bei Sophie ein, die ihre letzten 700 m nicht allein bewältigen musste. Es gemeinsam geschafft zu haben und über sich hinausgewachsen zu sein, das wird uns alle an den Marathon in Hannover 2025 erinnern.

Vor allem aber der Zieleinlauf, das Gefühl, endlich angekommen zu sein, geschafft zu haben, woran einige vielleicht nicht geglaubt haben und die damit verbundenen Emotionen bleiben uns im Gedächtnis. Das und die pure Freude über die erbrachte Leistung lässt einen schließlich denken, dass so ein Lauf nicht der letzte sein wird. Und wieder beginnt das leise Gemurmel und das Fragen, wer sich wann welche Distanz und wo vorstellen kann. Wir sind weiter im Fieber und freuen uns auf neue Herausforderungen. Gemeinsam und frei nach dem Motto: Time to run!

Anne Seibt